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Off the Road


Fast wäre unser die ganze Zeit über  klaglos laufender Jeep Cherokee auf den gut 200 Meilen von Orlando nach Miami noch stehen geblieben. Zumindest mussten wir das befürchten, als aus heiterem Himmel die Motorwarnleuchte im Display anging und uns darauf hinwies: "Transmission needs Service". Wie jetzt? Getriebe kaputt? Der Tempomat jedenfalls wurde automatisch deaktiviert und ein Kickdown ging von nun an auch nicht mehr. Wir wühlten schon mal vorsorglich in den Reiseunterlagen nach der Notrufnummer für solche Fälle und entschieden uns, einfach weiterzufahren. Hoffentlich würde das Getriebe halten. Was sollten wir auch tun? Schließlich mussten wir unseren Flieger kriegen. Es war eine ganz schöne Zitterpartie.


Zum Glück ging alles gut und unser Jeep brachte uns nach insgesamt über 1800 Meilen, ca. 3000 Kilometern, alle wohlbehalten zum Flughafen Miami. Schnell das Gepäck rausgeräumt, ein letzter Blick zurück, da wurde unser treues Gefährt schon zur Reinigung weggefahren.


Endlich runter von der Straße. So langsam hatte es auch gereicht. Immer auf Achse zu sein in einem fremden Land, sich ständig orientieren zu müssen und das lange Gesitze im Auto strengten uns alle gerade gegen Ende des Urlaubs ziemlich an. Auch wenn das Autofahren hier entspannter ist als in "Good old Germany". Was wohl daran liegt, dass es überall Tempolimits gibt, die auch kontrolliert werden. Freigegebene Interstates oder Highways gibt es nicht, bei höchstens 80 Meilen ist Schluss. Und das funktioniert eben auch. Jeder rollt gleichmäßig dahin. Raser? Fehlanzeige! Drängler? Nicht hier! Staus? Sehr selten und nur, wenn richtig was los ist oder es gekracht hat. Aber wir werden in Deutschland wohl nie daraus lernen, die Raserlobby ist einfach zu groß. Irgendwo muss man ja schließlich die Pferdchen ausprobieren, für die man so viel bezahlt hat.


Apropos Pferdestärken: Die gibt es hier im Übermaß. Und das liegt wiederum daran, dass Benzin im Vergleich zu Deutschland und Europa weniger als die Hälfte kostet. Und so ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass die Amerikaner große, schwere Autos lieben. In der Beliebtheit gleich nach Riesen-SUVs folgen die Pick-Up-Trucks. Was bei uns schon als Kleinlaster durchgehen würde, läuft hier unter ganz normal. Ford F150, Dodge RAM 1500 und Chevrolet Silverado sind so die häufigsten Kandidaten. Wer es gerne noch etwas stärker und größer haben möchte, bekommt dies gegen einen geringen Aufpreis dann auch als F350 mit Zwillingsreifen auf der Hinterachse und extra dicken, breit ausgestellten Radhäusern. Auf dem Heck prangt dann der Schriftzug "Heavy Duty", was m.E. soviel bedeuten soll wie "für schwere Aufgaben". Seltsam nur, dass die wenigsten dieser Exemplare, die wir so gesehen haben, etwas auf der Ladefläche transportierten.


Schwer taten wir uns immer mit dem Tanken. Man bezahlt hier generell im Voraus. Entweder bar oder per Kreditkarte, wobei man vorher wissen sollte, was in den Tank reinpasst. Ausländische Kreditkarten muss man dabei immer vorher im Tankstellenshop vom Kassierer validieren lassen, da der Sicherheitsmechanismus mit dem ZIP-Code (Postleitzahl), den sie hier verwenden und der vor Kreditkartenbetrug schützen soll, mit unseren Karten nicht funktioniert.


Da wir nun im Flugzeug sitzen und alle um mich herum schnarchen, sollte ich, nun endlich mal abseits der Straße, auch ein wenig die Augen schließen. Es war ein sehr schöner Urlaub und wir werden alle noch sehr lange davon zehren.


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