„Verdammtes A...!! Bleib bloß stehen!“- Die Nerven lagen blank. Wir steckten fest, mit unserem Auto, auf einem Platz mitten in Neapel. Vor uns lag eine Sackgasse, hinter uns standen Autos. Rechts und
links war kein Platz mehr, um zu rangieren. Aus einer Seitenstraße kamen weitere Autos, deren Fahrer sich auch noch an uns vorbei quetschen wollten. Ines sprang aus dem Auto und blaffte wutentbrannt
den Fahrer eines kleinen, weißen Fiat an, der sich unbedingt in eine Parklücke neben uns quetschen musste. Ich stieß mutig mitten in den Verkehr zurück und blickte dabei in teils erstaunte und teils
verständnislose italienische Gesichter. „Was wollen die bloß mit so ner Karre in dieser Stadt?“ schienen sie sich zu fragen.
Wir hatten uns vom Navi leiten lassen. Nur dass es zum einen über viel zu enge Straßen führte, welche auch noch vollgestopft waren, und zum anderen nicht die italienischen Fahrer berücksichtigt
hatte, die sich einen Scheibenkleister um Regeln scheren. Und außerdem schien es auf die Maße eines Kleinwagens eingestellt zu sein und nicht auf einen über fünf Meter langen und fast zwei Meter
breiten Bus.
Fortan ignorierten wir die Ansagen aus dem Ding und hielten Ausschau nach großen Straßen und Wegweisern - altmodisch aber einigermaßen zuverlässig.
Als wir am eigentlichen Ziel unseres Ausflugs, dem Herculaneum, angekommen waren, war ich bereits längst durchgeschwitzt. Hier gab es nur eine Möglichkeit zu parken, nämlich eine
Tiefgarage.
Wie eng wird das wohl sein? Kommen wir da ohne Schäden wieder raus? Wollen wir da wirklich rein? Eindeutig NEIN!
Wollen wir irgendwo in der Nähe an der Straße parken? Nochmal NEIN!
Gibt es noch einen anderen großen Parkplatz auf der anderen Seite? Offenbar nicht.
Herculaneum adé! Lasst uns lieber zum Vesuv fahren.
Und eines muss ich wirklich mal sagen, mit all meiner Erfahrung als Autofahrer. Mir sind enge Bergstraßen und Serpentinen lieber als überfüllte, unübersichtliche, enge Städte, wo man mit
der ganzen Dummheit und Rücksichtslosigkeit der anderen schier überfordert ist.
Und so war die Fahrt den Vulkankegel hinauf ein Klacks. Auch die Parkplätze waren groß genug. Also los, lasst uns einen Vulkan besteigen!
Nur, die Kinder wollten nicht so recht. Nach einem kurzen Bustransfer von 800 auf ca. 1000 Meter Höhe muss man die restlichen 200 Höhenmeter nämlich zu Fuß bewältigen. Zwei maulige Kinder
schleppten sich also bergauf und wir versuchten, sie zu motivieren. Nach dem Stress in Neapel fehlte uns allerdings die Kraft dafür. Also gut, wir gaben uns damit zufrieden, den Vesuv aus der
Nähe gesehen zu haben.
„Lasst uns einfach noch eine Kehre weiter gehen, eine kleine Rast machen und dann umkehren!“
„Aber dann kann ich ja gar nicht den Krater sehen! Und ich möchte doch auf einem Foto vor dem Krater stehen, das ich dann all meinen Freunden zeigen kann.“
Wie ein geölter Blitz flitzte Matti von nun an voran. Wie weggeblasen waren Müdigkeit und Unlust. Er steckte uns alle an. Und wenn wir Madita die ganze Strecke würden hochtragen müssen, jetzt gab
es auch für uns kein Halten mehr. Und tatsächlich lief auch unsere Kleine immer wieder kurze Strecken alleine. „Siehst du! Du bist das einzige kleine Mädchen hier, welches das schafft.“ „Ja Papa.
Wir schaffen das!“
Zwischendurch ließen wir uns vor gigantischer Kulisse einen frisch gepressten Orangensaft schmecken - lecker! Ines nahm einen Zitronensaft - viel zu sauer, ihr Gesicht auf dem Foto
spricht Bände.
Und dann hatten wir es auch schon geschafft. Zur Belohnung konnten wir in den Krater blicken. Matti, der die ganze Zeit über Angst zu haben schien, dass der Vulkan ausbrechen könnte, war
erstaunt, nur Staub und Geröll zu erblicken. Der letzte Ausbruch datiert übrigens von 1944. Beeindruckend ist auch der Blick von hier auf die Küste, man kann die Inseln Ischia und Capri
sehen.
Auf der Rückfahrt hielten wir uns fern von Neapels Innenstadt und wurden vom lauten Geschnarche unserer Kinder begleitet.
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