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Planänderung oder „Pompeij statt Amalfi“

Die Badetasche hatten wir dabei, jede Menge Proviant und gute Laune. Wir freuten uns auf eine Fahrt entlang der Amalfiküste. Vielleicht könnten wir ja in Positano ein Boot besteigen und bei einerFahrt nach Amalfi diese schöne Küste vom Wasser aus genießen. 

Positano - dieser Ort wird stattdessen für ewig als größte autofahrerische Herausforderung in meinem Leben stehen. Nun weiß ich ganz genau, durch welche Lücken unsere V-Klasse passt. Am Ende dieser Fahrt waren wir alle durchgeschwitzt und fertig mit den Nerven, aber um einige Erfahrungen reicher. Zum Beispiel, dass man nie in eine unbekannte Bergstraße einfahren sollte, wenn man sie nicht kennt. 

Bis Positano kamen wir ganz prima. Dann aber ging nichts mehr. Ein Polizeibeamter stand auf der Straße und ließ uns nicht durch. Leider war er keiner Fremdsprache mächtig, so dass jegliche Nachfrage auf Deutsch oder Englisch nur zu verständnislosen Blicken und wildem italienischen Geplapper führte. Im Nachhinein ging uns auf, dass wir wohl einfach nur geduldig hätten in der Autoschlange warten müssen, um irgendwann durchgelassen zu werden. Geduld traut man Italienern nun nicht gerade zu. Erfahrung Nummer zwei. 

Da der Kerl bei meiner Frage nach „Marina“ irgendwo nach oben zeigte, vermutete ich eine Umleitung über einen Abzweig, der nach links den Hang hinauf führte. Hier führte die Straße bereits in den Ort hinein. Aber schon nach wenigen Metern merkten wir, dass wir einen Fehler begangen hatten. 
Die Straße war sehr eng, parkende Autos machten sie noch enger. Wenden war unmöglich, da hinter uns andere unserem Beispiel gefolgt waren. Was, wenn uns etwas entgegen kommt? Bereits wenige Sekunden  später wurde diese Frage beantwortet, ein großes Lieferauto schoss um die Ecke. Nun brauchte der italienische Fahrer viel Geduld, denn er musste uns an seinem Auto vorbeilotsen. Er sprang heraus und gab uns ahnungslosen Touristen mit Handzeichen zu verstehen, wieviel Platz doch noch zur Mauer sei. „Du kommst da durch, wirklich!“ schien sein Blick zu sagen, während ich mich notorisch weigerte weiterzufahren. Ich traute ihm nicht, Ines musste mit raus. Und tatsächlich, wir kamen vorbei, mit ungefähr fünf Zentimetern Platz beiderseits. Erstaunlich wie gut er das auf den ersten Blick einschätzen konnte. 

Wir fuhren weiter und hofften, dass die Straße wieder breiter werden würde. Aber im Gegenteil, stattdessen wurde es noch enger und wir mussten wieder und wieder rangieren. Tatsächlich fahren aber sehr viele Kleinbusse unseres Kalibers hier hoch. Nirgendwo anders sieht man so viele davon, trotz dieser Enge hier. Es sind eben die einzigen Fahrzeuge, die die Touristen mitsamt Gepäck überhaupt in die kleinen Hotels und Unterkünfte bringen können, die an den Berghängen der Städte gelegen sind.

Irgendwann hatten wir eine Stelle erreicht, an der wir unter einigen Mühen wenden konnten. Und runterzu hatten wir dann mal Glück und mussten nur ein einziges Mal die Außenspiegel anklappen. 

Man soll sein Glück an einem Tag nicht mehrmals herausfordern. Und so beschlossen wir, Positano den Rücken zu kehren. Wer wusste schon, was uns da unten im Hafen noch erwarten würde. Stattdessen steuerten wir Richtung Pompeji, um uns die antike, vom Vulkan verschüttete und wieder ausgegrabene Stadt anzuschauen. 

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