· 

Die Lagune hinter Jesolo

Die Halbinsel vor Venedig, auf der all die Campingplätze angesiedelt sind, verbirgt ihren eigentlichen Schatz im Hinterland, abseits der Massen von Campingurlaubern. Auf der dem Festland zugewandten Seite befindet sich eine riesige Lagune, die durchzogen ist von Marschland. Kleine, ruhige Ortschaften mit niedlichen Marinas laden zum Verweilen ein. Hier gibt es viele Radwege, man kann die Lagune aber auch auf jede erdenkliche Art vom Wasser aus erkunden. 

Wir lernten sie zunächst auf einer gemütlichen, geführten Bootstour kennen, die uns eigentlich zu den hier im Sommer ansässigen Flamingos führen sollte. Leider sind die Tiere gerade selten zu sehen, vielleicht war das Wetter auch nicht optimal. Im September gibt es hier mehr davon. Zumindest konnten wir andere typische Wasservögel beobachten, Kormorane, Reiher und Möwen. Und wir besuchten einen örtlichen Bauernhof, ein richtiges Kleinod mit Fischzucht, Obstgarten, Haustieren und eigener Gastronomie. 
Wir beschlossen, die Lagune an einem anderen Tag auf eigene Faust zu entdecken.  

Mit einem Elektroboot, das man sich in Cavallino ausleihen kann, machten wir uns heute auf den Weg. 
Es dauert drei Stunden, die ganze Lagune zu umrunden. Das elektrisch angetriebene Boot ist leise, aber eben auch langsam. Mehr als zehn Kilometer in der Stunde sind da nicht drin. Aber man benötigt auch keinen Bootsführerschein. Anfangs war das Fahren recht schwierig, denn weil der Vortrieb fehlt, eiert man schnell von links nach rechts und umgekehrt. Lenkbewegungen werden nur verzögert umgesetzt und ich habe wohl anfangs auch viel zu sehr „am Ruder gerissen“. Aber irgendwann hatte ich den Dreh raus und konnte meine Blicke auch mal abseits der Fahrlinie wandern lassen. 

Die Flora und Fauna erinnerte mich ein wenig an die Everglades, wenngleich hier viel weniger Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Eine derer ist eine schon sehr große, schöne Qualle, die es vom Meer her häufig in die Salzwasser-Lagune verschlägt. Wir begegneten einigen dieser blau-violett geränderten Wurzelmundquallen. 
Die Landschaft ist eher eintönig, weil innerhalb dieser Salzwasserwüste nur Gras wächst. Allerdings soll hier im August eine bestimmte Blume blühen und das triste Braun in ein Meer von Rosa verwandeln. 
Sehr beeindruckend fanden wir die in der Ferne emporragenden Bergriesen der Dolomiten, die noch viele viele Kilometer entfernt, aber dennoch gut zu erkennen sind. 

Matti versuchte sich auch als Steuermann und hatte das zum Schlingern neigende Boot erstaunlich schnell im Griff. Madita holte ihren Mittagsschlaf erwartungsgemäß auf der bequemen Sitzbank nach - aber erst als all der Proviant aufgebraucht war. 

Wir passierten den Hafen von Cavallino-Treporti, wo auch größere Fahrgastschiffe nach Venedig ablegen. Da war mir dann doch etwas mulmig zumute mit unserem langsamen Elektroboot. Manchmal fühlten wir uns wie in einer Nussschale, hilflos ausgeliefert den Bugwellen der an uns vorbeifahrenden, schnelleren Boote. Als wir in einen Kanal einbogen und ruhigeres Fahrwasser erreichten, waren wir alle froh. 

Dann wartete die letzte Herausforderung auf uns, eine tiefe Brücke, unter der wir nur mit heruntergeklapptem Verdeck durchkamen. Bordingenieur Matteo und Hilfsmaat Ines hatten alles im Griff und so konnte Steuermann Thomas wieder Fahrt aufnehmen. Kapitänin Madita verschlief die ganze Aktion.


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Zillmann Steffen (Sonntag, 17 Juni 2018 12:00)

    Schöner BERICHT! Wir sind mit Vergnügen ein Stück mit gereist . Ohne Schwimmweste, ganz schön abenteuerlich .