Unser letzter Tag hier in der Lübecker Bucht beginnt. Draußen im Segelboothafen werden eifrig Boote an Land geholt. Bald wird der Hafen wie leergefegt sein. Vielleicht werden sich ein paar wenige
Wintergäste hierher verirren. Und die Möwen natürlich, denn die bleiben das ganze Jahr hier.
Von der Tierwelt der Ostsee haben wir bisher auch nicht viel mehr gesehen als die kreischenden Vögel mit dem Hakenschnabel. Und ein paar Quallen. Höchste Zeit also, etwas mehr zu entdecken. Wie
gut, dass direkt unter unserer Wohnung im selben Gebäude die Ostseestation Travemünde untergebracht ist. Hier haben wir die Gelegenheit, einige der heimischen Meerestiere hautnah zu
erleben.
Es ist mittags, als wir aufbrechen. Und wir haben großes Glück: Nachdem gestern viele Tagesgäste und einige Schulklassen zu Besuch waren, sind wir vier heute um diese Zeit allein. Einer der hier
arbeitenden Meeresbiologen führt uns durch die Ausstellung. Viele der in den Aquarien untergebrachten Tiere dürfen wir füttern und einige sogar anfassen. Bei den Krabben ist sowohl das eine als
auch das andere jeweils eine kleine Mutprobe. Dennoch, die Augen der Kinder leuchten! Und auch Mama ist mit Begeisterung dabei, an ihr ist eine Naturforscherin verloren gegangen - ziemlich
sicher.
Die Plattfische haben besonders großen Hunger, sie schnappen gierig zu, als wir das Muschelfleisch dicht über die Wasseroberfläche halten. Auch so lustige Gesellen wie das Petermännchen und den
Knurrhahn können wir begutachten. Und wir lernen, dass es sogar im Becken des Segelboothafens eingeschleppte, nicht heimische Arten gibt. Nicht in jedem Fall sind diese jedoch schädlich für die
angestammte Tierwelt.
Matti kann mit seinem Wissen über Tiere und Pflanzen richtig glänzen. Viele der Fragen des Meeresbiologen kann er schon beantworten. Als wir bei den Seenadeln vorbeikommen, und er auch noch einen
Hornhecht entdeckt, fühlen wir uns gänzlich in die Welt der kleinen Seenadel Esther hineinversetzt.
Die Quallen werden mit einer rosa Flüssigkeit gefüttert. Flüssigkeit? Nein, flugs lassen wir uns über ein Mikroskop auf der Leinwand zeigen, was da wirklich für die rötliche Farbe sorgt. Es sind
klitzekleine Krebstierchen, der sogenannte Krill. Plankton ist übrigens ein viel weiter gefasster Begriff dafür, was alles so im Meer treibt, und nicht dasselbe.
Fast zwei Stunden verbringen wir auf unserer privaten Führung. Und auch wenn dem Biologen das eine oder andere Mal das Fingerspitzengefühl für unseren sensiblen Sohn fehlt, so sind wir sehr froh,
hier gewesen zu sein. Das war Ostsee pur und nun haben wir wirklich viele Tiere von hier gesehen.
Eigentlich wollten wir heute Abend noch rüber nach Travemünde zum Lichtermeer. Aber leider fängt es nun an zu regnen. Es ist windig und kalt. Aber raus müssen wir trotzdem mal. Und so
schnappe ich mir die Kinder für einen Spaziergang. Wir schauen den Hafenarbeitern beim „Boote-Einmotten“ zu. Und während Mama schon die Sachen für unsere Abreise packt, machen wir drei
die Fährüberfahrt nach Travemünde trotzdem. Wenn auch nur, um noch einmal Geld zu holen und dann unsere Schulden bei der Ostseestation bezahlen zu können. Vorhin hatten wir nicht genügend
Bargeld dabei.
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