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Tamarac Island

Eigentlich ist es zu früh für einen Abschiedsartikel. Schließlich sind wir noch ein paar Tage in Kanada. Heute jedoch geht unsere Reise durch das Kanada zu Ende, wegen dem wir hier sind. Die restlichen Tage bis zum Abflug verbringen wir in Niagara Falls und Toronto, also nur in Städten. 


Also habe ich mich ordentlich mit Mückenspray eingedieselt und mich raus an den Fluss gesetzt, direkt vor unser Cottage. Gerade haben wir Marshmallows über dem Feuer geröstet. Die Glut ist noch heiß genug, um es mit ein paar Holzscheiten wieder auflodern zu lassen. Drinnen liest Ines unseren beiden nimmermüden Kindern noch ein Kapitel Harry Potter vor. 


Nicht weit entfernt watschelt eine beachtlich große Schar Kanadagänse, die hier am Fluß heimisch ist, über die Wiese. Wahrscheinlich störe ich ein wenig ihre Ruhe. Einer dieser Vögel mit den roten Flügelschultern (Ich muss noch nachsehen, wie er heißt.) singt sein Abendlied und schimpft ein wenig, weil ich wohl zu nah an seinem Nest sitze. Frösche quaken vom Schilf am Flussufer. 


Das Feuer brennt jetzt wieder kräftig. Hoffentlich vertreibt es auch die letzten Mücken, die mein Mückenspray scheinbar überhaupt nicht abschreckt. 


Wir verlassen morgen die wohl schönste unserer Stationen in diesem unendlich weiten Land. Ein Cottage im Maisonettestil, aus Holz erbaut. Direkt am Fluss steht es neben einer 200 Jahre alten Steinruine, die früher mal als Lager für Holz diente. Melony, die Vermieterin, kümmert sich rührend um uns und ist stets schnell mit Rat und Tat zur Stelle. Es soll uns tatsächlich an nichts fehlen. 


Während die Möwen am Abendhimmel kreisen, erinnere ich mich an vor zwei Tagen. Was haben wir gestaunt, als wir dieses tolle Fleckchen Erde zum ersten Mal gesehen haben. Wir befinden uns auf Tamarac Island, einer kleinen Insel, die zur Halbinsel Bruce Peninsula im östlichen Lake Huron gehört. Hier sind die Sommer kurz und die Winter lang. Für einige Kanadier ist Bruce Peninsula im Sommer ein beliebter Ferienort. 


Zwei Tage waren bei Weitem nicht genug, um die Umgebung vollständig zu erkunden. Was wir gesehen haben, war beeindruckend und schön. Schiffswracks, eisblaues klares Wasser, schroffe Klippen, Grotten und kleine, malerische Strände. Man könnte meinen, man wäre am Meer. Nein, aber der Lake Huron ist nun einmal ein See so groß wie eines. Die Straßen hier sind gerade, und zwar über viele viele Kilometer. Aber Achtung: Einschlafgefahr!


Schwarzbären gibt es auch hier und viele Schildkröten. Wenn man eine auf der Straße findet, soll man sie auf die andere Seite tragen, damit sie nicht überfahren wird. Auch die Schnappschildkröten? Ja, aber da sollte man schon eine Schaufel benutzen. Oder, wie uns die nette Mitarbeiterin im Nationalpark verrät, eine Jacke drüberwerfen. Dann ist sie orientierungslos und kann sich nicht mit einem Biss bei ihrem Retter bedanken. 


Die kleine Stadt Tobermory und ihren Hafen haben wir alle liebgewonnen. In der bunten Mischung aus verschiedenen originellen und manchmal auch kuriosen Läden und Restaurants findet jeder etwas nach seinem Geschmack. Seien es Fish and Chips direkt aus Piratenhand oder Süßigkeiten vom Sweetshop. Von Einheimischen erfahren wir, dass der See im Winter viele Kilometer hinein zufriert. Bären und andere Säugetiere laufen dann sogar über das Eis von Insel zu Insel. Wie können die Menschen hier nur von drei, vier Monaten Sommersaison leben?


Der Mond ist nun aufgegangen, die Möwen verschwunden. Mein Feuer ist heruntergebrannt und es zieht Stille ein. Leider werden die Mücken jetzt auch lästig. Mach‘s gut mein Kanada. Auf Wiedersehen!

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Kommentare: 2
  • #1

    Zillmann Astrid (Dienstag, 09 Juli 2019 06:24)

    Lieber Thomas, habe mit an deinem Lagerfeuer gesessen, weiß auch nicht, wie der Vogel mit der roten Schulter heißt und wurde nicht von Mücken gepiesackt. Dafür fielen mir gleich alle Fotos aus Ines ' Status ein, einfach wunderschön. Vielen Dank für die vielen Eindrücke. Ein lieber Gruß an euch alle, auch an Melony. Genießt die letzten Stationen. Mama

  • #2

    Andi (Dienstag, 09 Juli 2019 08:14)

    Och schade, war immer so schön� euch hier�� auf eurer Reise � zu begleiten. Wir waren alle mit dabei� Seid lieb gedrückt�