Wir sind nun tatsächlich wieder in einer anderen Welt. In Niagara Falls ist alles amerikanisch. Übertrieben, verschwendungssüchtig, auch wenn wir nach wie vor in Kanada sind. Man kann darüber diskutieren, ob man die Niagarafälle nachts beleuchten muss. Aber muss denn jeden Abend ein Feuerwerk sein? Genauso unsinnig mutet die Straße am Clifton Hill an, die wie klein Las Vegas daherkommt. Den Kindern fallen fast die Augen aus dem Kopf, hier könnten sie Wochen verbringen! Aber deswegen sind wir nicht hier und daher bleibt es bei einer Runde Minigolf und einem eher enttäuschenden Besuch in einem Papageienhaus.
Tags zuvor waren wir schon in einem Schmetterlingshaus, was sehr schön war - zum Glück ließen sich bei beiden Kindern Schmetterlinge nieder. Einen ersten Blick auf die Stromschnellen unterhalb der Fälle erhaschten wir von der Seilbahn aus.
Heute brauchen wir für alles viel mehr Geduld. Bei über 30 Grad schwitzen wir in einigen Warteschlangen. Nur bei einer gibt es danach auch eine Abkühlung, nämlich als wir mit dem Boot ganz nah an die Fälle heranfahren. Den Regenponscho legt trotz der Hitze jeder an, wir fühlen uns wie in einem kalten Regensturm, als das Boot inmitten der Horseshoe-Falls Halt macht. Wirklich fantastisch, man ist umgeben von einem einzigen, hufeisenförmigen, gigantischen Wasserfall.
Der Reiserei durchs Land sind wir alle längst überdrüssig. Es kostet ordentlich Energie, ständig irgendwo ein- und wieder auszuziehen, sich sein Essen und Lebensmittel immer woanders zu organisieren und Herr über das Chaos im Auto zu bleiben. In den Motels fehlt uns meist der Platz, um uns richtig einzurichten, von einer eigenen Kochgelegenheit ganz zu schweigen. Also teure Restaurantbesuche oder Fastfood, welches uns mittlerweile zum Halse raushängt. Lieber noch holen wir uns etwas im Supermarkt. Der schöne Blick auf die amerikanischen Fälle von unserem Motelzimmer in Niagara kann nicht darüber hinweg täuschen, dass wir uns so langsam wieder nach Hause zurücksehnen.
Ein Höhepunkt und eine tolle Abwechslung ist am nächsten Tag das Fort Erie am gleichnamigen See. Bevor wir uns auf den Weg nach Toronto, zur letzten Station unserer Reise, begeben, Stätten wir dieser Festung einen Besuch ab. Sie ist Zeugnis des Versuchs der Amerikaner, die Briten auch auf kanadischem Boden zurückzudrängen. Diese Geschichte wird hier richtig nachgespielt: Mit Kanonendonner, dem Knallen von Musketen, gefangenen britischen Soldaten und mit Keksen, die wie vor zweihundert Jahren im Ofen der Offiziersküche gebacken werden.
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