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Auf den Spuren der Wikinger am Haddebyer Noor

Was wahrscheinlich wenige Nichtnorddeutsche wissen: Ein großer Teil des heutigen Schleswig-Holsteins, nämlich hauptsächlich der zwischen den beiden Meeren, gehörte im Mittelalter bis ins 11. Jahrhundert hinein zum Reich der Wikinger. Und die größte Handelsstadt war Haithabu nahe dem heutigen Schleswig, gelegen am Haddebyer Noor (nicht Moor), welches ein kleiner See mit Verbindung zur Schlei ist. Hier am Ende des Fjords ist der Landweg zur Nordsee am kürzesten, eine ideale Voraussetzung für einen Handelsposten. Einen Kanal zwischen den Meeren so wie heute gab es seinerzeit natürlich noch nicht.

 

Reste dieser Siedlung fanden Archäologen vor einiger Zeit. Heute zählt der Ort zum Weltkulturerbe und beherbergt ein Museum und ein rekonstruiertes Wikingerdorf. Eine schöne Gelegenheit für uns, in die Zeit der Wikinger abzutauchen. Madita nennt sie hin und wieder noch "Wildgänger", was aber eine erstaunlich treffende "Übersetzung" ist, wie wir finden.

 

Die Ausstellung ist sehr interessant und stimmungsvoll aufbereitet. Es gibt viele Ausgrabungsstücke zu sehen, die aus dem täglichen Leben der Wikinger stammen. Passend dazu wird erzählt, wie der Alltag der Nordmänner und -frauen aussah. Schmuck, Werkzeuge und Waffen zeugen von ihren handwerklichen Fertigkeiten. Das Bollwerk, welches die Wikinger zum Frankenreich nach Süden hin errichteten, ist als Modell zu sehen. Mittels einer Projektion wird die Geschichte der Stadt erzählt. Interessant ist auch, dass viele der Fundstücke aus Gräbern stammen, die in der gesamten Umgebung des einstigen Handelspostens gefunden wurden. Das Highlight ist eine Rekonstruktion eines Kriegsschiffs, von dem Reste im Noor gefunden wurden. 

 

Zwanzig Gehminuten weiter über den alten Schutzwall zu erreichen liegt ein nachgebautes Wikingerdorf, wo man einen Blick ihre Behausungen werfen kann. Ein Haus bestand meistens aus Wohn- und Schlafraum und einem Gemeinschaftsraum mit Werkstatt, wo die Bewohner ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Außerdem war häufig das Federvieh in einem abgetrennten Käfig untergebracht. Durch ein Loch in der Mauer konnten Huhn und Hahn nach draußen zum Picken. Die Häuser bestanden vorwiegend aus einem Holzgerüst und Lehmwänden, das Dach war reetgedeckt. All das ist hier sehr detailverliebt nachgebaut. Im Mitmachhaus haben die Kinder die Möglichkeit, Fladenbrot zu backen, so wie es wohl in jener Zeit gegessen wurde. Zutaten für den Teig waren unter anderem Gerste und Hirse. Fertiggebacken wird es mit Brennesselquark oder frisch gestampfter Butter bestrichen, lecker!

 

Als wir uns gerade auf den Rückweg machen wollen, bricht ein Gewitter über uns herein und zwingt uns abzuwarten. Na dann lesen wir eben noch weiter in dem Wikingerbuch, welches wir im Museum gekauft haben. Es erzählt vom Wikingerjungen Erik, der auf der Suche nach seinem großen Bruder nach Haithabu reist. Ein bisschen was von seinen Abenteuern konnten wir heute auch erleben.

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