· 

Im Hinterland

Diese Fotografie hat mich beeindruckt. Eine ganze Dorfgemeinschaft versammelt vor der Kirche ihres Ortes. Ich stelle mir vor, dass wirklich jeder zu diesem Anlass zum Platz vor der Kirche gekommen ist: Jede Frau, jeder Mann, jedes Kind. Denn alle hatten ihren Platz in dieser Gemeinschaft, jeder Mensch seine Rolle, eine Aufgabe und damit eine Bedeutung. Dabei ist Zungri nur eines von vielen Dörfern hier im Hinterland Kalabriens, und jedes hatte seinen eigenen Kosmos. Dem einzelnen Menschen kam dadurch eine viel größere Bedeutung zu als in unserer heutigen Gesellschaft. 

Das Museum über die Geschichte von Zungri selbst ist schon sehr sehenswert. Es ist reich bestückt mit allerlei Gegenständen aus der Vergangenheit. Manche sind hunderte Jahre alt. Wir sahen Kleider von 1850! Der Gang durchs Museum ist gleichzeitig eine Zeitreise ins 18.,19. und 20. Jahrhundert wie auch eine Besichtigung eines Landhauses aus der frühen Neuzeit - so liebevoll ist alles arrangiert. 

Was Zungri außerdem zu einem lohnenswerten Ausflugsziel macht, sind die mittelalterlichen Höhlenbauten, die von den Einwohnern im 12. bis 14. Jahrhundert in den Fels geschlagen wurden, um sich vor Angriffen der Sarazenen zu schützen. Eine gigantische Leistung, wenn man bedenkt, dass dies mit einfachen Werkzeugen geschah. 

Es tat gut, mal im Hinterland dem Trubel an der Riviera zu entfliehen. Erstaunlich, dass wir heute tatsächlich mehr deutschsprachige Touristen zählen konnten als italienische. 

Eine weitere ganze Stunde verbrachten wir im lokalen Spezialitätenladen. Als einzige Kundschaft durften wir alle denkbaren kulinarischen Leckereien Kalabriens verkosten. Reichlich eingedeckt mit allerlei leckeren Dingen verließen wir Zungri wieder. 

Kalabrien kann so viel mehr sein als nur Küste, Strand und Stadt. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0