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Zu den Robben der Nordsee

Heute holen wir nach, was uns seinerzeit bei unserem Nordseeurlaub auf Butjadingen versagt blieb. Bei schönstem Sonnenschein touren wir durch die norddeutschen Lande in Richtung Büsum. Von dort werden wir einen Schiffsausflug zu den Robbenbänken vor der Küste machen.

Während sich an der Ostseeküste von dichten Gehölzstreifen gesäumte Weiden und Wiesen mit Mischwäldern abwechseln, sieht es an der Nordsee ganz anders aus: Grüne Weidelandschaft soweit das Auge reicht. Wälder gibt es keine. Statt Kühen grasen hier Schafe; man könnte meinen, es gibt sie hier zahlreicher als Menschen. 

Nach einiger Warterei im Hafen des beschaulichen Nordeestädtchens besteigen wir unser Ausflugsschiff. Wir erfahren, dass in der Nordsee zwei Robbenarten heimisch sind: Seehunde und die seltener anzutreffenden Kegelrobben. Ganz selten verirren sich auch mal ihre arktischen Verwandten, die Sattel-, Ringel- oder Bartrobben hierher. 

Die Nordsee hat nicht nur Naturschönheiten zu bieten. In direkter Nachbarschaft zu den Sandbänken der Robben und einem Vogelschutzgebiet liegt eine Ölbohrinsel. Ich finde es paradox, dass das Wattenmeer unter strengem Schutz steht und gleichzeitig nach Öl gebohrt werden darf. Zudem prägen endlose Windkraftanlagen das Küstenbild, was für Küstenvögel vermutlich einiges an Anpassung erfordert. 

Und die Robben? Nun, es dürfte sich hier ausschließlich um Seehunde handeln. Es sind schätzungsweise an die fünfzig. Gut dass ich das Fernglas mitgenommen habe, denn ganz so nah dürfen wir nicht heran, um die Tiere nicht zu stören. Jetzt bei Flut ist dieser Streifen Sand hier die einzige Erhebung über dem Wasser abseits der benachbarten Insel. Wenn in einer Stunde die Ebbe einsetzt, wird der Wasserspiegel um drei Meter sinken und weitere Sandbänke freigeben. Dann verteilen sich die Seehunde.
Sie sind ganz unterschiedlich gefärbt, manche hellgrau, fast weiß, andere braun. Wenn sie nicht gerade nach Fischen jagen, dann liegen sie einfach nur faul im Sand. Dabei sehen sie aus wie dicke, rundliche Bojen. Zusammen mit ihren schwarzen Augen sind sie so niedlich. 

Als wir wieder abdrehen, bin ich ein wenig neidisch auf den Vogelkundler, der hier während der Saison in seiner Warte wohnt. Sicher ist das ein einsamer Job, aber andererseits darf er jeden Tag unvergleichliche Naturschauspiele beobachten. 

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