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Alcatraz

Am Ende der Besichtigung des berüchtigtsten Gefängnisses der Welt kaufte ich mir zwei Bücher, geschrieben von ehemaligen Insassen. Weil ich nun mehr darüber erfahren will, wie das Leben eines Gefangenen in Alcatraz war. 

Wir hatten gerade einem Audioguide gelauscht, der uns durch das Hauptgebäude führte. Im Originalton erzählten auch Insassen und Wärter aus ihrer Perspektive über das Leben und Arbeiten in Alcatraz.
Wir hingen an ihren Lippen.
Man steht in einer Gefängniszelle und weiß, dass hier vor vielen Jahren ein Mensch geschlafen, gelesen, geweint und vielleicht auch mal gelacht hat. Und gleichzeitig hört man diesem Menschen zu, wie er über sein Leben an diesem Ort berichtet. Authentischer geht es nicht. 

Wahrscheinlich unterschied sich Alcatraz gar nicht so sehr von anderen Gefängnissen seiner Zeit. Die Insassen waren nicht nur Schwerverbrecher, wie man das vermuten würde. Häufig waren es auch Kriminelle, die in anderen Gefängnissen auffällig geworden waren, z.B. durch Fluchtversuche. Aber selbstverständlich wurden auch ganz dicke Fische hier eingesperrt, so wie Al Capone. Menschen, die als solche eigentlich gar nicht bezeichnet werden können. 

Das Gefängnispersonal war handverlesen. Der Umgang mit den Gefangenen hart, aber gerecht. Fiel man nicht auf, wurde man in Ruhe gelassen. So zumindest schilderte es der ehemalige Gefangene im Interview. Ich bin gespannt auf die Perspektive der anderen beiden in den Büchern, die ich gekauft habe. 

Es gibt eine Reihe von Episoden aus der Gefängnisalltag. Die spannendsten davon sind sicher die der Ausbruchsversuche. Ein besonders kurioser war der dreier Insassen, die während ihrer Haft aus gesammelten Materialien wie Sumpfrattenhaaren(!) Köpfe angefertigt und abends in die Betten gelegt hatten. Nur um dann bei Dunkelheit durch die in den vergangenen Monaten mit abgebrochenen Löffelstielen aufgestemmten Lüftungslöcher zu entkommen. 

Offiziell hat es kein Gefangener je lebend von Alcatraz aufs Festland geschafft. Die meisten wurden vorher eingefangen, erschossen oder sind in der San Francisco Bay ertrunken. Eine Handvoll wurde allerdings nie wieder gesehen. Wer weiß …?

Heute beherbergt die Insel neben den recht verfallenen Gefängnisgebäuden eine der größten Möwenkolonien Kaliforniens. Und sie ist an einigen Stellen eindrucksvoll bepflanzt. Es werden hier tatsächlich Gärtner beschäftigt, die einen ganz besonderen Kontrast schaffen: Viel Bunt von wilden Blumen mischt sich zwischen die alten Gefängnismauern.
Und über der Insel kreisen hunderte Möwen mit ihrem markanten Kreischen. 

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Kommentare: 3
  • #1

    Zillmann Astrid (Sonntag, 23 Juli 2023 09:14)

    Mein lieber Großer, das ist natürlich ganz schwere " Kost" - die Gefängnisinsel!
    Den Ort verlässt man sicher total geflasht!?
    Falls deine Lektüre in deutsch geschrieben ist, melde ich mich heute schon mal an.
    Mir ging es in Bautzen so nach der Besichtigung des Stasi Gefängnisses.
    Ich konnte danach schlecht zur Tagesordnung zurückkehren. Allerdings stehen diese Gebäude mitten in der Stadt, die Inhaftierten hörten Kirchenglocken, Geräusche und Kinderlachen aus der Schule nebenan...
    Alcatraz klingt schon wie eine Todesinsel und das Meer verliert dort ganz bestimmt seinen Zauber...
    Matteo und Madita werden den Besuch sicher nicht vergessen- aber zum Glück sind Kinder schnell wieder mit den Gedanken bei anderen Sachen.
    Ganz liebe Grüße an euch alle vier!

  • #2

    Zille (Montag, 24 Juli 2023 07:05)

    Liebe Mama,
    in der Tat scheint die Insel weit weg zu sein vom normalen Leben. In einem der Interviews erzählte ein Gefangener aber, dass es zu Silvester für alle immer besonders schwer auszuhalten war. Durch die großen vergitterten Fenster mit Blick auf die Stadt konnten die Gefangenen nicht nur das Feuerwerk mit ansehen sondern sogar das Gelächter und den Jubel der freien Welt auf der anderen Seite der Bucht hören.

  • #3

    Zille (Montag, 24 Juli 2023 07:07)

    Gefängnisse sind eine üble Seite unserer Zivilisation. Oder ein notwendiges Übel?