

Es ist Montag. Die letzte Woche unseres Urlaubs bricht an. Wir sind wieder unterwegs. Heute steht die größte Etappe unserer Reise an, es geht von Kalifornien nach Arizona zum Grand Canyon. Fünfhundert Meilen liegen vor uns. Es sollte die amerikanischste aller Etappen auf unserer Reise werden. Was genau wir heute alles erleben würden, konnten wir allerdings anfangs noch nicht ahnen.
Kalifornien ist groß und wir fahren stundenlang gen Osten, immer parallel zur mexikanischen Grenze. Für ein paar Meilen können wir sogar die berüchtigte Grenzmauer sehen: Irgendwie beängstigend. Arizona ist noch fern.
Plötzlich türmen sich am Horizont Sanddünen auf. Eine richtige Wüste mit Dünen wie in der Sahara! Zeit für eine Pause und einen Spaziergang über die Dünen der North Algodones Wilderness.
Völlig kurios: Wir finden Golfbälle weit ab vom Parkplatz. Scheint so, als hätte hier jemand Abschläge geübt.
Völlig verschwitzt sitzen wir wieder im Auto und rollen weiter Richtung Arizona, als ein Güterzug links von uns am Horizont erscheint. Er scheint unendlich lang. Kurz darauf kreuzt sich die Bahnstrecke mit der Straße. Genau vor uns gehen die Schranken runter und der Zug rollt heran. Der Lokführer winkt uns noch zu und hupt extra laut, dann warten wir fünf Minuten lang, während Waggon für Waggon vorüber rattert. Wir versuchen mitzuzählen, am Ende kommt jeder auf eine andere Zahl. Sicher ist, dass es hunderte sind. Der Zug ist mehrere Kilometer lang und wird gezogen von zwei schweren Diesellokomotiven, in der Mitte laufen noch einmal zwei mit.
Auf der Weiterfahrt erwarten uns wieder endlose gerade Straßen ins nichts. Jetzt bloß nicht am Steuer einschlafen! Ines übernimmt und macht nun die Kraftfahrerin.
Es gibt wider Erwarten viel Landwirtschaft hier. Große Felder, eingerahmt von Bewässerungsgräben, auf denen etwas wie Soja wächst, auch Lavendel sehen wir. Die Gräben sind voller Wasser, rundherum ist es aber dafür viel zu trocken. Ob das noch alles Wasser aus den Bergen ist? Überall tanzen gelbe Schmetterlinge in der Luft. Wieviele davon am Ende an unserem Auto kleben werden, mag ich nicht zu sagen.
Und dann überqueren wir endlich den Colorado River und sind in Arizona. Nicht weit von der Grenze zwischen den Bundesstaaten liegt ein Stück der historischen Route 66. In Kingman kann man ein paar nette Ausstellungsstücke aus der Geschichte dieser Straße der Pioniere besichtigen, vor allem die Dampflokomotive der Santa Fe Eisenbahngesellschaft ist imposant. Es wird wohl eine der größten und stärksten je gebauten sein. Ein Rad ist so hoch wie ein erwachsener Mann.
Wir fahren die Route 66 noch einige Meilen weiter. Plötzlich summt Maditas Handy unaufhörlich. SMS warnen uns vor plötzlichen Überflutungen. Wir sollen nicht Auto fahren, außer wir müssen evakuiert werden. Hilfe!!! Der Himmel ist mittlerweile dunkelgrau, Blitze zucken am Horizont und es beginnt zu regnen. Glücklicherweise sind die Warnungen ähnlich wie bei uns eine Vorsichtsmaßnahme. Es regnet nun zwar stärker, aber Überflutungen erwarten uns keine mehr.
Wir sind fast am Ziel angekommen. Es ist um sieben Uhr abends. Aber eine weitere Kuriosität erwartet uns noch: Aus Schiffscontainern gebaute Häuschen, die hier mitten in der Prärie kurz vor dem Grand Canyon überall wie Pilze aus dem Boden schießen. Was es nicht alles gibt!
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Zillmann Astrid (Donnerstag, 03 August 2023 19:57)
Das klingt alles nach einer spannenden Reise- Abenteuer pur- wir sind dabei!!
Und haben gleichzeitig Geschichts und Geographie Unterricht!
Danke, liebe Grüße!