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Motels

Auf unserer langen Reise kommen wir gewaltig herum. Da sind nicht nur die vielen Sehenswürdigkeiten sondern auch unzählige Motels, in denen wir übernachten. Unzählige? Ja, wirklich. Denn aus der Erinnerung heraus ist es nicht einfach, alle wieder hervorzuholen. Bis auf die, die besonders gut oder besonders schlecht waren. 

Fangen wir mit dem schlechtesten an. :D
Ein „Wohnzelt“ vor dem Yosemite Nationalpark entpuppte sich als ein in alte Zeltbahnen verpackter Holzkasten, in dem zwar drei Betten und ein kleiner Tisch standen, sonst aber nichts mehr Platz fand. Es war stickig und warm. Die Uraltlüftung war zu laut, um sie nachts laufen zu lassen, und die Tür wollten wir schlafend hier nicht geöffnet lassen: Bärenalarm! Kochen ging nur in einer Gemeinschaftsküche und Duschen/Toilette hatten nicht einmal Campingplatz-Standard. Was für Hitchhiker, Weltenbummler und Aussteiger vielleicht romantisch daherkommt, war für uns einfach nur belastend. Zumindest Madita und Matteo fanden es spannend. 

Ein Motel, es war das in Ventura vor L.A., glaub ich, lag direkt am Highway. Und unser Zimmer bot einen fantastischen Ausblick auf eben diesen. Das war uns fast egal, wäre da nicht der Krach der vorbeidonnernden Trucks gewesen, den die viel zu dünnen Fenster nicht abhielten. Wenigstens gab’s als Schmerzensgeld beim Abschied einen Rabatt. 

Meistens waren die Einrichtungen schon recht abgewohnt. Das hat uns nicht gestört, denn sauber war es überall. Manchmal war das WLAN schlecht oder fiel aus. Das ist schon eher ein Problem, heutzutage. 

Beinahe überall herausfordernd war es, was Anständiges zu Essen zu finden. Wir hatten uns zu Anfang mit einfachem Plastikgeschirr und etwas Besteck ausgerüstet. Eine kleine Flasche Spülmittel und ein paar Schwämme für den Abwasch hatten wir auch. Manch Motelzimmer hatte aber selbst zum Abwaschen zu wenig Platz. Und überhaupt wird man auch irgendwann müde davon, jeden Abend zu spülen. Da schießt dir doch von Tag zu Tag häufiger der Wunsch nach All Inclusive durch den Kopf, während du gerade versuchst, die dritte Trinkflasche im viel zu kleinen Handwaschbecken unter den Wasserhahn zu quetschen. 
Tja, und beim Essen zubereiten wird man kreativ. Denn selten gab die Einrichtung alles her, was man brauchte. Wo es keinen Kühlschrank gab, kam haltbares Zeug auf den Teller. Wo die Mikrowelle fehlte, wurde Wasser in der meist klitzekleinen Ein-Tassen-Kaffeemaschine erhitzt. So konnten wir uns beispielsweise Cup-Nudeln zubereiten. 
Wo es kein Frühstück gab, mussten Cornflakes und Milch als Start in den Tag reichen, oder eine Scheibe Sandwichbrot mit Marmelade. 
Zur Abwechslung hab ich manch Abend auch einfach mal Chilli aus der Dose gelöffelt, und zwar kalt. 

Warum aber nicht einfach immer essen gehen? Nun, einfach weil es zu teuer ist. Übrigens der gleiche Grund, aus dem man sich hier als vierköpfige Familie nicht einfach nur Quartiere mit Halbpension suchen kann. Ab und zu mal irgendwo warm essen, das geht schon klar. Oder sich abends beim Italiener eine frische Pizza holen. Aber eben nicht jeden Tag und überall. 

Was hier in den USA übrigens am billigsten und fast überall erhältlich ist, sind Fast Food und ungesunde Snacks. Das dürfte aber niemanden überraschen. Recht schnell verzichteten wir allerdings auf regelmäßige Besuche einschlägiger Burgerbrater. Es hing uns allen vieren einfach zum Halse heraus. 

Am schwierigsten war es letztendlich, sich viel zu schnell schon wieder umgewöhnen zu müssen. Hatten wir ein Motel mal „liebgewonnen“, zog die Karawane auch schon weiter. Na, alle gespannt, was uns wohl im nächsten Motel erwarten wird?
Vielleicht ein Pool, oder ein ordentliches Frühstück? Oder eine gute Lage, fußläufig zu den Sehenswürdigkeiten? In manch einer Unterkunft hatten wir tatsächlich dieses Glück.

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Kommentare: 1
  • #1

    Zillmann Astrid (Dienstag, 01 August 2023 08:49)

    Hallo liebe Urlauber, das alles überrascht mich garnicht so sehr. Oft genug hörte man von Fast food usw.
    Von guter Küche in den Staaten war nie die Rede....
    Aber wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen und dazu gehören eben auch kritische Beiträge. Ich denke an unser Ferienhaus in Portugal zum Beispiel.
    Es hatte viele Mängel, heute erscheint es mir fast nur schön und ich bekomme manchmal noch Sehnsucht nach dem alten Gemäuer mit Blick auf den Atlantik, selbst nach unserer anhänglichen, immer hungrigen Miezi.
    Seid lieb gegrüßt und schlaft schön.