Das Ende Englands liegt an der Westspitze Cornwalls. Und weil es sozusagen das Ende des englischen Festlands ist, hat man es wohl auch Land‘s End genannt. So nehme ich es zumindest an. Nicht weit davon, nur nicht ganz so weit westlich, liegt die küstennahe Insel St. Michael’s Mount. Beide Orte sind heute unser Ziel.
St. Michael’s Mount, in der Tat ein kleiner Berg mit Schloss ganz oben, erreicht man bei Ebbe trockenen Fußes über einen Dammweg. Sobald die Flut einsetzt, wird es Zeit sich zu beeilen oder auf die Fähre zu warten. Was wir nicht wussten: Der Zugang zur Insel ist begrenzt und man benötigt ein Ticket dafür. Hm, es ist Ferienzeit in England und alle Sehenswürdigkeiten sind voller Menschen. Wer hätte also gedacht, dass für heute alle Tickets bereits weg sind? Zum Glück erfahren wir das, noch bevor wir den Dammweg betreten. Der freundliche Mitarbeiter schaut Matteo und mich mitleidig an und empfiehlt, morgen wiederzukommen. Auf meine Antwort, wir hätten eine Anfahrt von mindestens anderthalb Stunden, erwidert er erst nichts. Dann greift er unauffällig in einen Eimer mit roten Plastikchips und holt zwei davon heraus. Es ist mir etwas peinlich und ich bitte ihn um zwei mehr, die beiden Mädels stehen woanders. Passt schon, aber nicht weitersagen!
Die roten Chips gewähren Zutritt zur Insel und freien Eintritt ins Schloss. Alles in allem hätte uns der Spaß offiziell 66 Pfund gekostet, aber unter der Hand gibt’s das ganze Paket nun gratis. Ich nehme nicht an, dass wir die einzigen mit diesem Privileg sind.
Beim beherzten Marsch über den Strand zuvor haben wir uns nasse Schuhe geholt. Und so führt uns unser erster Weg auf der Insel in den Souvenirshop, um Wechselsocken zu kaufen. Außerdem fragen wir nach Plastikbeuteln. Gegen eine kleine Spende für die Inselstiftung bekommen wir hübsche Exemplare mit dem Bild der Insel, nur um sie gleich darauf als Nässeschutz in unsere tropfenden Schuhe zu stopfen. Na, ist immerhin für den guten Zweck.
Von der Schlossbesichtigung bleibt vor allem eine Anekdote zur Orgel in der kleinen Schlosskirche bei mir hängen. Wie immer bei Orgeln muss ich an meine Mama denken und frage nach der Herkunft des Instruments.
Vom seinerzeit bekanntesten britischen Orgelbauer John Avery um 1786 gebaut, stand die heute zweiteilige Orgel zunächst im Wohnzimmer (!) eines großen Stadthauses in London. Der schlaflose Besitzer pflegte sie des Nachts zu spielen, womit er den Unmut seiner Nachbarn auf sich zog. Folglich musste die Orgel raus aus dem Haus und wurde nach ihrem Verkauf hier in der Kirche auf St. Michael‘s Mount installiert. Eine höchst kuriose Geschichte. Ich hoffe nur, sie ist tatsächlich wahr!
Über Lands End, das äußerste Ende Englands, bleibt nicht allzuviel zu erzählen. Es ist heute, und wahrscheinlich nicht nur heute, sehr windig hier. Die Küste ist schroff und auf ihre Weise beeindruckend schön. Für eine Küstenwanderung sind wir aber letztendlich zu sehr durchgefroren. Nach ein bisschen Amüsement bei Indoor-Minigolf und 4D-Kino setzen wir uns wieder ins Auto, es sind noch anderthalb Stunden Fahrt zurück. Die Wege sind lang durch Cornwall, erst recht vom Ende Englands aus.
Kommentar schreiben