Nun steht schon wieder eine Abreise an. Wir verabschieden uns aus Manuel Antonio und von unserem Freund Carlos. Während wir beim Frühstück sitzen, klaut eine Kapuzineraffenbande unseren Reiseproviant von der Terrasse vor unserem Zimmer. Wir ertappen sie auf frischer Tat und kämpfen um unsere Zwischenmahlzeit. Carlos verscheucht die Äffchen und wir müssen alle herzhaft lachen.
Die Fahrt nach Monteverde führt zunächst durch endlos scheinende Palmenplantagen, danach durch ebenso ausgedehnte Industriegebiete bei Puntarenas - zwei unschöne Seiten Costa Ricas. Andererseits kommt wohl kein Land der Welt ganz ohne Industrie aus. Zu Hause beschwert sich ja auch keiner über endlose Rapsfelder ohne große Chemiewerke.
Ungefähr zur Hälfte der Strecke stoppen wir im Nationalpark Carara. Dieser Park hat schon bessere Zeiten gesehen und bräuchte dringend mal ein wenig Zuwendung. Immerhin sehen wir unseren ersten Pfeilgiftfrosch.
Kaum sind wir ins Landesinnere abgebogen, ändert sich das Landschaftsbild. Im Hintergrund sind bereits die hohen Berge der Nebelwälder zu sehen. Unzählige Kurven und steile Anstiege später befahren wir dann die Region Monteverde. Hier ähnelt die Landschaft der in Österreich oder der Schweiz, nur ohne die felsigen Gipfel. Alles ist grün. Und auch wenn die Temperatur hier mehr als zehn Grad Celsius unter der an der Küste liegt, handelt es sich bei den Wäldern um Regenwälder. Es ist immer feucht und regnerisch. Wie wir noch erfahren werden, gibt es hier keine richtige Trockenzeit sondern Zeiten mit mehr und mit weniger Regen.
Die Menschen in den Bergen Costa Ricas leben von Vieh- und Pferdehaltung und auch vom Kaffeeanbau.
Plötzlich steht eine kleine Kuh auf der Straße. Gemächlich trottet sie vor unser Auto und wir rollen langsam hinter ihr her. Von irgendwo hinter der Kurve ertönt ein Pfiff und die Kuh läuft schneller. Als sie endlich ihre Weide erreicht hat, sehen wir auch schon am Straßenrand den pfeifenden Bauern.
Wenig später erreichen wir unser neues Quartier auf dem viele Hektar großen Gelände eines Bauernhofes. Inmitten von Weiden gelegen und urgemütlich ist es hier. Aber auch kühl! Also Pullover übergezogen und ab morgen wieder lange Hosen.
Ines und ich brechen zu einem kleinen Abendspaziergang auf. Rechts auf dem kleinen Hang von uns weiden einige Kühe. Das schwindende Tageslicht offenbart ein letztes Mal den Reichtum an Vögeln und bietet uns beeindruckende Ausblicke in die fantastische Landschaft der Nebelberge. Hoch oben von einem moosbewachsenen Baum erklingt der wundersame Gesang eines Montezumastirnvogels; nebenan hängen viele lange kokonartige Nester. Es scheint einige dieser Vögel hier oben zu geben, was ungewöhnlich ist. Mir gelingt ein Schnappschuss des Sängers in der Dämmerung. Sein faszinierender Ruf erklingt ein letztes Mal für heute in dem kleinen Tal.
Nachts dann hört man ausschließlich die Kühe. Es fühlt sich ein bisschen an wie auf einer Alm in den Alpen.
Kommentar schreiben