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Abschiedsfahrt

Aufbruch aus Tortuguero: Dass wir fast den kompletten letzten Tag in Costa Rica auf der Straße verbringen werden, wissen wir an diesem frühen Morgen noch nicht, als wir beim letzten Frühstück in unserem kleinen Karibikparadies sitzen. 


Über das Autofahren in Costa Rica hab ich ja schon geschrieben. Ich hatte nicht erwähnt, dass plötzliche Baustellen und Straßensperrungen für erhebliche Verzögerungen sorgen können. In Costa Rica gibt es eben nicht unzählige andere Autobahnen, Haupt- und Nebenstraßen, auf die man in einem solchen Fall ausweichen kann. Zum Glück ist das Land noch nicht so zubetoniert wie unseres. Man muss fahren, wo man fahren kann. So einfach ist das. 


Gestern hat es einen Tropensturm etwas weiter nordwestlich gegeben. Die Hauptstrecke nach San José, unserem heutigen Ziel, war auch betroffen. Offenbar wurde sie so verwüstet, dass sie nun gesperrt ist. Unsere Navigation wählt die einzig andere sinnvolle Alternative nahe der Ostküste und dann durch die Berge Richtung San José. Mindestens zwei Stunden mehr Fahrtzeit werden einkalkuliert. Na dann mal los!


Am Anfang flutscht es noch. Dann der erste Stau in einer größeren Stadt. Das halbe Land scheint auf den Beinen zu sein! 

Heute ist der 15. August, man feiert traditionell den Muttertag „Díaz de la Mama“. Überall bauen die Menschen kleine Stände auf, wo sie Blumen und selbsthergestellte Präsente für die Mütter des Landes verkaufen. Rundherum wird gepicknickt oder einfach nur in der Sonne gelegen. 


Bald lassen wir die Stadt hinter uns und schwenken landeinwärts. Jetzt geht es langsam bergauf. Meine Güte, was hat Costa Rica für beachtliche Berge! Die Straße wird immer steiler und schmaler. Nichtsdestotrotz ist es die einzig wählbare Alternative in Richtung Hauptstadt, nicht umsonst wälzen sich hier nicht nur PKW sondern auch große Busse und LKW hoch. Manche schaffen es kaum; wir rollen geduldig mit zwanzig Stundenkilometern hinterher. 


Dann ein Stau, alles steht. Unweit vor uns ist ein Auto liegengeblieben, zwischen zwei Serpentinen und direkt hinter einer Engstelle, an der die Straße nur 3,20 Meter breit ist. Der gesamte Verkehr in beiden Richtungen muss da durch, bergauf und bergab. Keine Polizei in der Nähe, dass müssen die Fahrer schon unter sich ausmachen. Wir fahren glücklicherweise auf der zum Berg gewandten Seite. Zu keiner Zeit während des Urlaubs habe ich mir ein kleineres Auto gewünscht. Jetzt tue ich es!

Aber ich bin auch froh, dass unser Mitsubishi so geländegängig ist. Nämlich als wir mitkriegen, wie tief die Entwässerungsrinne ist, in die wir ausweichen müssen. Mit einem PKW bleibt man hier hängen. 


Wir nähern uns der Engstelle. Jetzt kriecht der Verkehr nur noch. Nein, er steht eher. Minutenlang geht gar nichts. Dann wieder 20 Meter Vorankommen und endlich sind auch wir dort. Ines schaut rechts, ich links - jeder Zentimeter muss ausgenutzt werden, sonst kracht auf der anderen Seite noch einer den Berg hinunter. 

Die Kids zocken und hören Hörbücher. Oder sind sie vielleicht sprachlos und so angespannt wie wir? Wir haben kein bisschen Aufmerksamkeit übrig, um nach ihnen zu sehen. 


Nach der Engstelle dann der Liegenbleiber, hier ist noch weniger Platz. Fahrer und Insassen wuseln aufgeregt gestikulierend um das Auto herum. Es steht so weit am Rand wie möglich, sie können nichts weiter tun. 

Eine Kurve weiter vorne in der Gegenrichtung taucht ein großer LKW auf. Wenn der hier vorbei will, geht bei uns erst einmal gar nichts mehr! Glücklicherweise fährt direkt hinter uns auch einer; unter LKW-Fahrerkollegen nimmt man Rücksicht, der große lässt uns und den kleineren hinter uns passieren. 


Dreimal tief durchatmen!! Die Straße ist jetzt frei, der Gipfel eine halbe Stunde später erreicht. Jetzt können wir den famosen Ausblick genießen. Bald werden wir in San José sein. 

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